Teil 1

oder wie es dazu kam...

Vor laaaangen, laaaangen Jahren, ich war noch in der Lehre, da versagte mein 1200-er Toyota Corolla seinen Dienst. Der Motor war ja eigentlich noch gut, sagen wir mal er lief immerhin noch, brauchte aber beinahe gleich viel Öl wie Benzin... Als sich dann auch noch ein Grossteil des Chassis in braune Krümel auflöste, da wusste ich, es ist jetzt an der Zeit ein neues Auto zu kaufen.

Hmmm, schneller gesagt als getan. Es war damals die grosse Zeit der Mantas, der Capris und des „bösen Golf“ Aber so was kam für mich wirklich nicht in Frage, da würde ich doch schon lieber - und bevor ich ernsthaft über die Alternative mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nachzudenken begann, kam mir glücklicherweise der rettende Gedanke. Da hatte mir doch letzthin ein Freund gesagt, sein Bruder wolle seinen Wagen verkaufen. Einen Triumph Dolomite Sprint! Sofort griff ich zum Telefon und rief ihn an. Die Verhandlung war sehr kurz und ich kaufte das Auto ungesehen. Schliesslich war der Typ ja Automechaniker und er behandelte seine Autos stets gut und ich kannte ihn ja auch schon ein paar Jahre... und überhaupt!

Eine Woche später kann der grosse Moment. Ich war nun stolzer Besitzer meines ersten Triumphs. Mit der ersten Drehung des Zündschlüssels war es dann auch unwiderruflich geschehen. Ich war mit dem unheilbaren Triumph-Virus infiziert!
Es gab damals noch Leute, die behaupteten, dass englische Autos nicht besonders zuverlässig sind und ich wurde öfters gefragt, ob ich denn auch schon an die Anschaffung eines vernünftigen Autos gedacht hätte. Das musste ich natürlich vehement verneinen. Was heisst denn hier nicht zuverlässig oder gar unvernünftig?! Jeder der selber mit diesem Virus behaftet ist, findet es genauso normal wie ich, dass ab und zu mal eine Feder am Vergaser bricht und der Motor dann auf Vollgas dreht (und das natürlich genau vor einer Kreuzung), dass halt mal ein Kreuzgelenk zu humpeln beginnt oder irgendwo in der Elektrik der Wurm drin sitzt. (ich glaube übrigens immer noch, dass Lukas und Murphy irgendwie miteinender verwandt sind)

Meine damalige Partnerin hatte leider nicht immer die gleiche Toleranzschwelle gegenüber dem Doli. Zudem war er mittlerweile auch schon ganz schön in die Jahre gekommen und die damaligen Restaurationsversuche beschränkten sich meist nur auf das Zukleistern der Rostlöcher.

So machte ich mich dann widerwillig auf die Suche nach einem neuen Gefährt.
Ja, was um alles in der Welt kann man überhaupt noch mit Leidenschaft fahren, wenn man einmal einen Triumph bewegte? – da gibt’s nur eins: wieder einen Triumph!

„Rein zufällig“ fand ich bei einem Autohändler dann meinen Dolomite den II. Da ich mittlerweile schon eine ganze Menge an Triumph-Erfahrung gesammelt hatte, stellte ich auch gleich fest, dass dieses Fahrzeug in einem tadellosen Zustand war. Glücklicherweise war der Autohändler alles andere als ein Experte in Sachen British Cars und so erstand ich diese Perle mit der originalen Kriegsbemalung zu einem Spotpreis.

Ich freute mich natürlich sehr darüber, stiess jedoch nicht überall auf Verständnis, da ich jetzt ja anstelle eines „vernünftigen“ Autos gleich zwei Dolis besass. - Ist doch alles reine Ansichtssache, oder?

Leider kam es dann so, dass der Platz unheimlich knapp wurde und der Zahn der Zeit so an Dolomite dem I nagte, dass nur noch eine Notschlachtung in Frage kam. So entschied ich mich schweren Herzens für eine Sezierung. Doli der I. wurde zum Teilespender...

Dolomite der II. lief Tag für Tag immer zuverlässig (ok, ok, wenigstens meist zuverlässig) bis zum Tag des grossen Knalls... Ein glatter Bruch der Zusatzwelle legte diesen heissen Flitzer schlagartig lahm.

Ich liess ihn natürlich nochmals zum Leben erwecken, musste mich dann aber tatsächlich geschlagen geben. (wenigstens deckte der Verkaufspreis meine Unkosten) - Am 25.7.1990 verkaufte ich den Wagen und damit wohl auch ein Stück meiner Seele...

Dann kam eine düstere Zeit. Ich versuchte mich mit einem neuen Audi Coupé GT von 1987 anzufreunden. Eigentlich ein recht schönes Auto. Doch hätte ich beinahe den Anlasser ruiniert, weil ich an jedem Rotlicht das Gefühl hatte, dass der Motor abgestorben sei. Ich musste erst lernen, dass es auch Autos mit guter Schallisolation und leisen Auspuffanlagen gab.

Die triste, triumphlose Zeit floss zäh dahin. Jeder Tag schien still zu stehen. Ich wurde zusehends immer nervöser. Irgendwas stimmte nicht mit mir. Sollte ich damit wohl mal zum Arzt?

Dann begann ich mir immer wieder einschlägige Fachliteratur zu kaufen. Dann versuchte ich mich im Modellbau (was mittlerweile zu einer kleinen Sammlung britischer Auto-Modelle angewachsen ist) und ab und zu spähte ich heimlich durch die Fenster englischer Markengaragen. Immer in der Hoffnung, irgendwo so einen kleinen Spiti oder einen einsamen TR zu finden...

...und so kam es, wie es kommen musste, ich stiess bei einer Garage auf einen etwas verwahrlosten TR6, welcher da neben den anderen etwas verloren wirkte und als einziges Auto kein Preisschild trug. Von aussen betrachtet eine äusserst solide Basis für eine Restauration. Auf jeden Fall war nicht das kleinste Fleckchen Rost zu sehn, nur das Interieur liess auf massiven Gebrauch schliessen und somit war vermutlich die Mechanik nicht mehr zum Besten. Der Lack war völlig abgeschossen und die handgepinselte „Bauernmalerei“ drauf etwas eigen... aber was soll’s!

So rief ich am nächsten Tag gleich einmal bei der Garage an. Ich erwischte auch gerade den Chef persönlich und auf die Frage nach dem TR entgegnete er mir freundlich, dass dieses Auto nicht zu verkaufen sei, da er es für sich selber aus Kalifornien importiert habe um es zu restaurieren.

Der aufmerksame Leser hat nun sicher schon eine gewisse Vorahnung... Ja, genau! ...wir kamen so ins Plaudern über die Triumphs, vergassen etwas die Zeit und nach etwa eineinhalb Stunden Benzingespräch meinte er plötzlich: „ok, wenn sie wollen, dann verkaufe ich ihnen den Wagen“. Das liess ich mir natürlich nicht zweimal sagen und endlich, endlich nach sage und schreibe 103 (hundertunddrei) schier endlosen Tagen war ich wieder im Besitz eines Automobils der Marke Triumph!


Fortsetzung folgt...